Unser Konzept: Hengsthaltung . . . einmal anders
Ende 2009 begann unser Traum Wahrheit zu werden. Wir haben einen alten Gutshof mit Wohnhaus, Stall, Scheune und einigen Hektar Weide und Ackerland direkt am Hof liegend erworben. Es war unser Ziel eigene und Pensions-Hengste in artgerechter Weise aufzuziehen und auch im deck- und turnierreifen Alter weiterhin in Gruppenhaltung und ganzjährigen Weidegang mit Offenstall harmonisch zusammen leben zu lassen. So entstand ein 150 qm großer Offenstall mit verschiedenen Ruhe- und Fressbereichen, angrenzender großzügiger Paddock von 100 qm mit Zugang zu einem 200 qm großen Wälz- und Liegeplatz aus Sand. Daran anschließend sind die Zugänge zu den verschiedenen Weiden, damit eine ganzjährige Weidehaltung ermöglicht ist.
Neben einer Führanlage, einem Laufband und mehrerer Solarien haben wir eine Sole-Inhalations-Viatal-Box, um zu ermöglichen, dass es den Pferden in jeder Hinsicht gut geht. Unsere Anlage wurde auf Anhieb bei der Erstzertifizierung der Laufstall-Arbeits-Gemeinschaft e.V. für artgerechte Pferdehaltung mit vier Sternen ausgezeichnet. Vom Absetzer bis zum Althengst leben unsere eigenen Hengste und mehrere Aufzuchthengste in einem gemeinsamen Herdenverband.
Für das weitere Wohlergehen der Hengste arbeiten wir mit einem Huforthopäden eng zusammen. Auch die selektive /zeitgemäße Entwurmung übernimmt unsere Tierärztin regelmäßig, bzw. müssen Neuzugänge vor Anlieferung mittels vorheriger Kotprobenuntersuchung selektiv entwurmt werden. Regelmäßige vorbeugende Untersuchungen unseres Pferdedentisten gehören ebenso zu unseren Dienstleistungen , wie die halbjährliche Begutachtung und Behandlung durch unsere Pferde-Osteopathin.
Unsere artgerechte Haltung von Hengsten im Detail
„Artgerecht“ ist wohl heute das Schlagwort im Pferdebereich überhaupt. Vor allem ist damit gemeint, dass man es an artgerechter Haltung, Erziehung, Ausbildung und nicht zuletzt Fütterung nicht mangeln lässt. Aber ist dem Pferd, und insbesondere Hengsten, in seinem Wohlbefinden in jedem Falle Genüge getan? Aufzucht- oder Haltungsfehler können bei Hengsten äußerst gravierend ins Gewicht fallen.
Sehr viel mehr als Besitzer einer Stute oder eines Wallachs sieht man sich als Hengstbesitzer auch gesellschaftlichen Zwängen unterworfen. Denn nach Meinung der Allgemeinheit sind Hengste sowieso bösartig, unerzogen, nicht beherrschbar und Einzelhaltung mit maximal stundenweisem Auslauf auf Paddocks ist möglich. Eine optimale Haltung von Hengsten ist für einen Normalverbraucher-Pferdehalter nur sehr schwer möglich. Denn schon allein die Räumlichkeiten oder die Organisation eines Hengstalltages stellen andere Forderungen als bei Wallachen und Stuten. So haben heute die meisten Hengste ein sehr trauriges Dasein in einer vergitterten Einzelhaft auf 3 x 3m, mit viel Glück ein Fenster, um ab und zu mal einen traurigen Blick nach draußen werfen zu können. Einzige Abwechslung des Tages ist der Ausritt/Ausfahrt und die Fütterung morgens und abends. Diese Haltung ist keinesfalls optimal. Es geht auch anders, aber dazu muss man sich vorerst nicht Gedanken über die artgerechte Hengsthaltung machen, sondern über das natürliche Verhalten des Hengstes.
Dieser Begriff der artgerechten Haltung ist so oberflächlich, dass man dies nicht umhin kommt, ihn genauer zu betrachten. Es gibt genügend Studien und einschlägige Literatur, welche die natürlichen Lebensräume und daraus resultierend, die natürlichen Verhaltensweisen in intakten Herdenverbänden und so genannten Junggesellenclubs beschreiben. Und sicher ist, dass sich unsere heutigen Hauspferde in dieser Beziehung keineswegs von den frei lebenden früher oder heute unterscheiden. Pferde sind Herdentiere, und Hengste leben sowohl zufrieden in einer Stutenherde oder auch gemischten Hengst-Wallach-Gruppe. Sicher gibt es vereinzelt und sehr selten Tiere, die kein Sozialverhalten aufweisen. Es sei dahingestellt, ob es durch Vererbung oder Aufzuchtfehler bzw. eben auch Haltungsfehler dazu gekommen ist.
Die reine Bewegung, wie zum Beispiel beim Spiel, ist abhängig von der Zusammensetzung der Gruppe, dem Alter und auch der Witterung und beträgt 3-15 Prozent des Tages. Artgerecht bedeutet für unsere Hengste also genau wie für alle anderen Pferde die Haltung in der Gesellschaft von Artgenossen, mit Möglichkeiten zur Befriedigung des Laufbedürfnisses (ohne Reiter und Fahrer) und Fluchtverhaltens und letztlich auch die aktive Teilnahme von der weitergehenden Umwelt. Unsere Hengste leben bei uns in einem Offenstall mit Bewegungsanreizen auf Grundlagen der modernen Verhaltensforschung – welche folgende Grundbedürfnisse eines Pferdes abdecken: – Licht- Luft- kontinuierliche Bewegung- Sozialkontakt- regelmäßige Nahrungsaufnahme. Sie sind das ganze Jahr über den Umwelt,- und Thermoreizen der einzelnen Jahreszeiten frei ausgesetzt und können selbstständig entscheiden, ob sie sich auf den Weiden, im großen Laufstall im Innenbereich aufhalten möchten, oder aber ob sie sich in die „Chill-Out-Box“ zurückziehen.
Ein Pferd in der freien Wildbahn legt täglich zwischen 15 und 20 Kilometer zurück. Dies bestätigt das ein Pferd ein Lauf- und Fluchttier mit großem Bewegungsdrang ist. Eine kontinuierliche Bewegung trägt enorm zu der Gesunderhaltung des Pferdes bei. Der Bewegungs-, Verdauungs-, und auch der Atmungsapparat kurbelt etliche Durchblutungs-, und Stoffwechselprozesse an. Gelenkflüssigkeit wird durch Bewegung frei gesetzt, Gelenke werden somit geschmiert und ernährt. Knochen bewahren unter Bewegung und Belastung notwendige Stabilität und Sehnen und Bänder werden gekräftigt. Unsere Hengste können jederzeit selbstständig entscheiden wann, wohin und wie sie sich bewegen wollen.
Unser Weidekonzept mit vier voneinander unabhängigen Weiden, lässt es jederzeit zu einige Weiden ruhen zu lassen, Weidepflege zu betreiben und andere wiederum zum abweiden freizugeben. Alle Weiden sind durch Tore und Zugänge von der Stallanlage aus zu erreichen, bzw. zu sperren. Der Wälz- und Liegeplatz aus Sand läd ebenso zum Spielen und verweilen nach einem ausgiebigen Sandbad ein, wie die großzügigen Weiden, was wiederum die Ausgeglichenheit des Pferdes fördern. Dass heißt also, dass unsere Hengste toben und sich auslassen dürfen auf genügend großen Weiden, dass sie Regen und Schnee erleben dürfen und selbst entscheiden können, wo sie sich aufhalten wollen. Im Sommer gehen die Pferde meistens nachts auf die Weiden um tagsüber den hohen Temperaturen und den Fliegen zu entfliehen.
Die Hengste können selbstständig entscheiden ob und wie lange sie sich auf der Weide aufhalten wollen um Gras zu fressen, wann sie wieder in den Innenbereich wechseln um Raufutter aufzunehmen, bzw. ihren Durst zu löschen. Da die Pferde in freier Wildbahn in kleinen Familientrupps leben und auch dieser existentielle Trieb heute noch vorhanden ist, leben unsere Hengste alle in einer gemeinsamen Herde. Egal ob Absetzer, Jährling, Turnierhengst oder Deckhengst – alle zusammen bilden eine harmonische Herdegemeinschaft. Auch das Leben in der Herde bietet eine gewisse Schutzfunktion, Beschäftigungsmöglichkeiten, prägt massiv den Charakter eines Hengstes und schafft wiederum aber auch Laufanreize.
Ein Pferd verfügt noch heute über einen Fresstrieb, was soviel bedeutet das ein Pferd ein Dauerfresser ist. In der freien Wildbahn frisst ein Pferd täglich bis zu 16 Stunden. Dabei bewegt es sich kontinuierlich welches eine reibungslose Verdauung gewährleistet. Das gesamte Verdauungssystem des Pferdes mit kleinem Magen und langem Darm ist auf möglichst kontinuierliche Aufnahme geringer Mengen rohfaserhaltigem Futter ausgerichtet. So erhalten unsere Hengste mehrmals am Tag Kraftfutter in kleinen Mengen und uneingeschränkt Heu und Stroh zur freien Aufnahme. Um ein Sättigungsgefühl bei einem Pferd zu erlangen muss es mindestens 12- 16 Stunden täglich kauen können. Im Innenbereich werden mehrere Mineral,- und Salzlecksteine angeboten aber auch Baumstämme laden zum knabbern ein. Die Erziehung eines Hengstes ist freilich eine knifflige Sache, denn weit öfter und nachdrücklicher, als eine Stute oder Wallach es versuchen wird, stellt ein Hengst die Position des Besitzers als Alpha-Tier in Frage. Gefragt sind dann auf jeden Fall Sach- und Fachkompetenz mit dem nötigen Feingefühl.
Bereits im Fohlenalter kristallisiert sich der feine Unterschied der Geschlechter deutlich heraus. Schon hier legt man den Grundstein für eine saubere Erziehung, die für den Hengst im späteren (Deck)alter so wichtig und auch unumgänglich ist. Deshalb sollte man bei Hengsten ab dem frühesten Alter bereits die Halftergewöhnung und das Hufe geben in spielerischer Form einbeziehen. Unsere Hengste werden zu den Mahlzeiten jeder an „seinem Platz“ mit Halfter und Strick angebunden. So ist gewährleistet, dass jeder seine individuelle Menge an Futter in Ruhe aufnehmen und fressen kann. Gleichzeitig verbinden die Hengste das Aufhalftern und Anbinden mit etwas positiven, sie sehen den Zusammenhang halftern + anbinden = Futter. Weiterhin lernen sie so, am Ende der Nahrungsaufnahme noch weiterhin entspannt angebunden stehen zu bleiben bis das letzte Pferde mit dem Fressen in Ruhe fertig ist. Genauso wichtig ist eine ganz sicher eingezäunte Weide, sowohl von der Einzäunung selbst als auch von der Höhe der Einzäunung. Unsere Zäune sind mit Kunststoffpfosten eingezäunt und mit 3-fach, bzw. 4-fach Litze aus UNI-Perm (Kohlefaserummantelter Stahlkern)und Uni-Cord (Kordel mit 5-führenden Litzen) versehen.
Auch der Stall muss sicher sein und frei von Verletzungsmöglichkeiten. Mancher wird jetzt sicher sagen, dass dies auch für Pferde allgemein zutrifft, es ist jedoch unbestritten, dass Hengste auf jeden Fall einfallsreicher und zu höheren Intelligenzleistungen als Stuten oder Wallache in der Lage sind. Angefangen von dem Öffnen von, wenn man der Industrie glauben darf, absolut ausbruchsicheren, Türverschlüssen, über das Aufschrauben von Futtertonnen bis zum einfachen Hinausspringen aus halboffenen Boxentüren. Unsere Fressgitter im Innenbereich sorgen dafür, dass rund um die Uhr Raufutter erreichbar ist und nicht durch Urin und Kot verschmutzt wird. Man lasse ihn bis ins gleiche Alter wie Stuten oder bereits gelegten Hengsten einfach nur sich selbst sein und er sollte genau so viel Zeit zum Erwachsenwerden haben, wie seine Altersgenossen. Eine optimale Aufzucht ist der Garant für eine erfolgreiche Karriere als Zucht- und Sportpferd.
Wir bieten Pensionsplätze unter Berücksichtigung der Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltung unter Tierschutzgesichtspunkten in artgerechten, großzügigen Offenställen mit Paddock sowie eine gesunde Entwicklung in den anschließenden Jahren auf unseren weitläufigen Weiden. Wachstum, Muskulatur und Knochenbau werden unter günstigen klimatischen Bedingungen und gewissenhafter Kontrolle gefördert und gekräftigt.
Sie glauben, das geht nicht ?
Gern zeigen wir dir unsere LAG **** Anlage, überzeuge dich und komme uns gerne nach Absprache besuchen.